5 Jahre Marlene

Sekt und Soul: „höllengroovig!“

„Das ist ja eine höllengroovige Geburtstagsfeier!“, riefen die Besucher begeistert, als im Lokal „Marlene Bar & Bühne“ das 5-jährige Bestehen des Jazzprogrammes mit Sekt und Soul begangen wurde. Kein Wunder, hatten doch auf der kompakten Spielfläche des Clubs vier Meister ihres Faches Platz genommen und ein bluesig-souliges Feuerwerk gezündet, das seinesgleichen sucht: Lutz Krajenskis röhrende und gut geölte Orgel, Sandra Hempels ökonomisches, doch immer nach vorn drängendes Gitarrenspiel, Stefan Abels erdiger Tenorsax-Sound und Christian Schoenefeldts peitschender Schlagzeugmotor ließen niemanden locker. Gut gelaunt, mit viel Groove, Swing und Blues, führten die Vier ein begeistertes Publikum durch einen obendrein kurzweiligen Abend, denn kaum jemand bekam mit, dass mancher Titel sich über eine Viertelstunde erstreckte alle waren gebannt. In diesen Bann gezogen und vom Temperament angesteckt war auch unser Fotograf Jan Krause, dem diese meisterhaften Porträts gelangen.

Jan Krauses weitere Bilder entstanden zwei Wochen später beim Konzert von Ménage à Trois feat. Cymin Schwarz bei „Marlene“, wo er nicht nur die Sängerin, sondern auch Pianist Helge Adam, Bassist Dennis Paasch und Drummer Oliver Struck durch sein Objektiv beobachtete.

Das Jazzprogramm bei „Marlene“ hatte am Sonntag, 4. Februar 1996, mit dem „Hervé Jeanne Trio feat. Eva Mayerhofer“ (Eva Mayerhofer/Gesang, Sebastian Weiß/Piano, Hervé Jeanne/Kontrabass, Dejan Terzic/Schlagzeug, special guest: Matthias Bergmann/Flügelhorn) begonnen. Hervé Jeanne und Johannes Klose hatten die Initiative dazu ergriffen und mit dem Gastronomie-Ehepaar Barbara und Helmut Wolff konstruktive Unterstützer gewonnen.

Seit April 1996 findet fast jeden Sonntag ein Konzert statt, in besonderen Fällen auch unter der Woche. Hervé Jeanne ist für das Booking verantwortlich. Im Laufe der Jahre präsentierten sich bisher Musiker aus allen „Ebenen“ der Jazz-Szene: von der Laien-Bigband bis zur Weltklasse. Einige Highlights unter den Musikern internationalen Renommees sind Richie Beirach (Piano/USA), Uli Beckerhoff (Trompete/D), John Taylor (Piano/GB), Peter Kowald (Kontrabass/D), Peter Weniger (Saxophon/D), Hendrik Meurkens (Harmonica und Vibraphon/D) und Portinho (Schlagzeug/Brasilien). Auch einige regionale Beiträge bleiben vielen Besuchern in guter Erinnerung, z. B. Lutz Krajenskis Show „Orgelmusik des 21. Jahrtausends“, die Band „Two Tenors“ mit Stephan Abel und Frank Delle, das Lars Kuklinski Septett …

„Marlene“ etablierte sich zudem als idealer Spielort für Diplomkonzerte von Jazzstudenten der Musikhochschule. Musiker wie Eva Mayerhofer (Gesang), Morten Klein (Saxophon), Tokunbo Akinro (Gesang), Karsten Gohde (Saxophon), Philipp Haagen (Posaune), Britta Rex (Gesang) und Hervé Jeanne (Kontrabass) „erspielten“ sich hier ihr Diplom. Um den Absolventen die Spielbedingungen zu verbessern, stellte die Musikhochschule erst einen „ausgedienten“ Grotrian-Steinweg-, später dann einen hochwertigen Steinway-Flügel zur Verfügung. Die Kooperation mit der Musikhochschule erweiterte sich im Herbst 1999 durch Konzerte von Workshop-Gastdozenten im Zusammenhang mit ihrem Lehrbesuch: Woody Mann, Gabriele Hasler, Rosani Reis, Kazutoki Umezu, Dr. Ray Smith & Jazz Orchestra Synthesis etc..

Neben der Konzertreihe finden diverse Jam-Sessions statt, ein- bis zweimal monatlich. Dann steht die Bühne frei für spielfreudige Jazzer. Auch hier erlebt das Publikum einige Überraschungen, wenn beispielsweise bekannte Musiker wie Pete York (Schlagzeug), Richie Beirach (Piano) oder Nils Wogram (Posaune) sich spontan zu den Musikern der lokalen Szene gesellen, um ihr Bestes zu geben.

Die Jazzmusiker-Initiative (JMI) ist jedes Jahr während der JazzWoche im Marlene-Programm präsent. Im November 2000 wurde bei der Stadt Hannover ein Antrag gestellt zur Förderung einer JMI-Konzertreihe bei Marlene. Falls dem Antrag zugestimmt wird, bedeutet dies für Marlene: einmal im Monat ein JMI-Konzert zu Konditionen, die es erlauben, Musiker einzuladen, die zu den bisher „üblichen“ Bedingungen („auf Kasse“) nicht kommen könnten. Außerdem ist eine Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit durch ein professionell designtes und gedrucktes Leporello plus gezielten Werbeverteiler geplant.

Bisher haben über 200 Jazzkonzerte bei Marlene stattgefunden. Der Raum bietet rund 140 Sitzplätze, Gastronomie, ein gemütliches Ambiente und eine gute Akustik.

Programmchef Hervé Jeanne (geboren 1972 in Luxemburg) ist ein gefragter Bassist in der niedersächsischen Szene. Er studierte sein Instrument in Luxemburg und in Hannover, besuchte dann noch einige Masterclasses in New York. Er arbeitet zusammen mit Musikern wie Gene Conners, Jan Harrington, Peter O’Mara und Bill Ramsey. Hervé Jeanne arbeitet außerdem als Redakteur bei der Zeitschrift „Bass Professor“, für die er eine Workshop-Reihe schreibt.

 Hervé Jeanne

Hervé Jeanne

Johannes Klose (geboren 1959 in Holtensen/Wunstorf) studierte Schulmusik in Hannover und Diplom-Jazzpädagogik in Hamburg, unterrichtete an den Musikschulen Hannover und Calenberger Land und ist seit Juli 1994 hauptamtlicher Jazzreferent beim Landesmusikrat Niedersachsen. Sein Lehrauftrag an der hannoverschen Musikhochschule umfasst Arrangement und Jazzmethodik sowie die Betreuung der Workshopreihe mit externen Gastdozenten. Er hob mit der Jazzmusiker-Initiative und dem Pavillon 1989 die JazzWoche Hannover aus der Taufe.

 Johannes Klose

Johannes Klose