JazzWoche Hannover sucht den Diskurs

Die JazzWoche Hannover 2019 ist beendet. Mitreißende Konzerte, ein offenes und neugieriges Publikum und jede Menge Entdeckungen kennzeichneten das spannende Festival der hannoverschen Jazzmusiker-Initiative (JMI). Von Bigband bis solo, von jazzbekannten Instrumenten wie Saxophon, Trompete und Schlagzeug bis zu Exoten wie Harfe, Violoncello und Live-Elektronik war Alles dabei. Anzutreffen war Musik aller Aggregatzustände, fest und hart durchstrukturiert, zähflüssig-gemischt-gerührt oder mit atomisierten und dahin schwebenden Improvisations-Tupfern. Und die Frauen hatten viel zu sagen!
Pianist Stefan Schulze spielte kompromisslos komponierte und konsequente Soloklavier-Minimal Music, teilweise unter Verwendung des präparierten Flügels.International besetzte Bands mit Musiker*innen aus Israel, Italien, Tschechien und den USA überzeugten im Jazzclub und in der Faust-Warenannahme. „Expressway Sketches“ lieferten im neuen Veranstaltungsort „Bei Chez Heinz“ fröhliche und tanzbare Surf-Beats, während im Kino am Sprengel sich nicht nur Töne, sondern auch Bilder der freien Variation unterwarfen.
Die bewusst gesetzten politischen Akzente fielen auf, bei diversen Meetings und Konferenzen von Szene-Protagonisten auf Stadt- und auf Landesebene sowie in den klingenden Darbietungen der Jazzprofis. Die Band „Die Ernte“, teilweise mit eigenem persönlichen DDR-Hintergrund, verarbeitete intensiv und expressiv Arbeiter-, Revolutions- und Protestlieder. Im Publikum in der Gerhardtstraße 3 befand sich ein halbes Dutzend Kommunalpolitiker der Linken. In einigen Performances schrie die Musik quasi nach dem politischen Diskurs. Der Konzertreigen fand seine Ergänzung durch einen Kinder-Workshop, Jam Sessions und Infogespräche zur Clubkultur.


Foto Stefan Schulze: Johannes Klose


Wenn nicht anders genannt alle Fotos: Jan-Gerrit Schäfer,