Vor einem Jahr schrieb Adam Shatz im New York Times Magazin den lesenswerten Artikel The Ethereal Genius of Craig Taborn. Die Quintessenz folgt gleich im Untertitel: „He has become one of the best jazz pianists alive – by disappearing almost completely into his music.“ Webpräsenz oder Social-Media sind ihm so fern, wie ihm der blinde Fleck der Medienpräsenz lieb wäre. Doch das gelingt nicht, denn seine Veröffentlichungen der letzten Jahre für ECM, das Soloalbum „Avenging Angel“, die Trioscheibe „Chants“ und das aktuelle Quartetalbum „Daylight Ghosts“ sind fantastische musikalische Statements zum aktuellen Modern Jazz. Mit den drei Musikern der Band verbindet ihn eine lange gemeinsame Geschichte. Der Schlagzeuger Dave King ist Mitbegründer von The Bad Plus. Der Komponist, Saxophonist und Klarinettist Chris Speed ist seit den 90er Jahren eine der bekannten Figuren der New Yorker Improvisationsszene und mehrfacher Gewinner des Downbeat „Rising Star Poll“. Chris Lightcap ist auf über sechzig Alben zu hören, er tourte unter anderem mit Cecil Taylor, Archie Shepp, John Scofield und Chris Potter. Downbeat, die Jazz Journalist Association und andere Kenner kürten Craig Taborn mit Spitzenplätzen ihrer Bestenlisten. Aber was für ihn zählt, ist die Gegenwärtigkeit des musikalischen Prozesses.
Craig Taborn (p/keys), Chris Speed (sax/cl), Chris Lightcap (b), Dave King (dr)