Florian Herzog Almost Natural

Ein Irrgarten ist ein Ort, an dem man sich verliert, ein Labyrinth hingegen ein Platz, an dem man sich findet. Der Kölner Bassist Florian Herzog durchbricht auf seinem Album „Almost Natural“ die schmale Trennwand zwischen Labyrinth und Irrgarten und schafft ein Refugium, an dem sich nicht nur er und seine Mitmusiker, sondern auch die Hörerinnen und Hörer der Platte gleichzeitig finden und verlieren können. Grundsätzlich lebt Almost Natural von brillant ausbalancierten Gegensätzen. Das Hyperaktive begegnet dem Entspannten, das Verbindliche dem Unverbindlichen, das Synthetische dem Organi- schen, das Abstrakte dem Zugänglichen, das in sich Gebrochene dem kontinuierlich Fließenden, das Groovige dem Avantgardistischen. Herzog lotet alle Ecken und Winkel seiner musikalischen Persönlichkeit aus, ohne jemals das Epizentrum aus dem Blick zu verlieren. Er scheut sich nicht vor Extremen, die sich aber immer über das gemeinsame Zentrum definieren. „Wenn ich schreibe, setze ich immer auf diese Kontraste“, hält der Bassist fest. „Die freie Improvisation ist mir unge- heuer wichtig. Bei aller Abstraktion suche ich aber auch stets nach einem Kern, der die Musik zu- gänglich macht. Das kann eine Melodie oder ein Groove sein, der ein Kopfnicken auslöst, auch wenn man bei Hören vielleicht gar nicht hundertprozentig nachvollziehen muss, was da wirklich passiert.
Sebastian Gille – sax; Elias Stemeseder – p, synth; Florian Herzog – b; Leif Berger – dr