Roger Hanschel Solo + Tonhallenorchester

1989 hat Roger Hanschel zum ersten Mal ein Saxofon-Solo-Programm erarbeitet, auf dem Sopranino. Wer die Aufnahme des damals 25-Jährigen aus der Distanz von über 20 Jahren hört, der wird einiges von dem entdecken, was den Musiker Roger Hanschel von heute auszeichnet: eine stupende Technik und Virtuosität, eine persönliche melodische Handschrift und eine nie zu versiegen scheinende Quelle musikalischer Einfälle. Doch dann hat Hanschel dieses Kapitel vorerst geschlossen und das Abenteuer unbegleitetes Saxofon-Solo-Spiel ruhen lassen. Wahrscheinlich deshalb, um als Musiker und Mensch zu reifen, um in verschiedenen Besetzungen und musikalischen Zusammenhängen zu lernen, um auf „kreative“ Wanderschaft zu gehen. Denn nur wer als Mensch gefestigt ist und sich als Musiker zur Persönlichkeit entwickelt hat, der kann auch das Wagnis Solomusik in Angriff nehmen.
Roger Hanschels Solo-Musik zeichnet aber vor allem eines aus: dass der Gegensatz von Komposition und Improvisation aufgehoben ist. Für ihn sind es die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille, mit ihm als Mittler und Medium zwischen den Extremen. Das Eine ergibt sich aus dem Anderen: Ein Stück notierte Musik kann bei Hanschel zum Impuls für ein weit vom Ursprung wegführendes Solospiel werden; so wie er mit seiner Improvisationsmusik auch Formen, rhythmische Muster und harmonische Strukturen so klingen lassen kann, als wären sie komponiert. Damit folgt er der ursprünglichen Bedeutung des spirituellen Lebensprinzips „Karma“: von Ursache und Wirkung, bis ins Unendliche fortgeführt. (Martin Laurentius, Köln)