November 2010

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„Die Suche nach meinen polynesischen Wurzeln“, gibt Carine Bonnefoy einen Hinweis auf die Inspirationsquelle ihres neuen Werks „Tribal“. Die französische Pianistin und Komponistin, die u.a. zusammen mit Bob Mintzer, Kenny Wheeler und in der Paris Jazz Big Band spielte, entführt in einen mystisch anmutenden Klanggarten. Von nahezu schwerelosen orchestralen Arrangements über treibenden, perkussiven Jazz bis hin zu introvertierten Momenten reicht die Spannbreite von „Tribal“ – ein wahres Kleinod!

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Ungewöhnlich und spannend: Pianistin Geri Allen setzt auf „Live“ mit Bassist Kenny Davis und Schlagzeuger Kassa Overall auf ein klassisches Jazztrio – unterstützt von Stepp-Tänzer Maurice Chestnut. Die Klangfarbe Tap-Dance verleiht den Kompostionen ungewohnte Facetten und kommt – eigentlich ein Widerspruch – erst wirklich zur vollen Geltung beim Anblick der Kunst von Maurice Chestnut. Vielleicht sind deswegen der CD zwei Video-Clip beigefügt, die die Tap-Perkussionen „sichtbar“ machen. Überragend in jedem Fall: Das ungeheuer variable, ausdrucksstarke Klavierspiel Geri Allens!

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Schön anzuhören ist das Debütwerk „First Steps“ der Pianistin Min Rager. Die gebürtige Koreanerin, u.a. Gewinnerin des „Best New Artist“-Awards des Montreal L’Off Festivals 2005, betört mit einem leichtfüßigen und technisch brillanten Jazz-Piano. Blues, Bossa und Hard-Bop werden intoniert von einer sehr spielfreudigen und versierten Band. Jazz in Reinkulktur sozusagen, aber manches mal ein Spur zu „rein“, etwas mehr Ecken und Kanten hätten „First Steps“ gut getan. Dennoch hörenswert!

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Zu ihren Fans gehört kein Geringerer als Genius Prince, der sich begeistert über Esperanza Spalding äußert. Die junge Bassistin und Sängerin, die jüngst mit „Chamber Music Society“ ihr drittes Soloalbum veröffentlich hat, besticht schon auf dem Debüt „Junjo“ aus dem Jahr 2006, das dieses Frühjahr auch endlich hierzulande veröffentlicht wurde, neben fremden Titeln mit vorzüglichen Eigenkompositionen und – natürlich! – mit exquisitem Bassspiel. Ganz groß hier vor allem ihre Interpretation von Chick Coreas Klassiker „Humpty Dumpty“, die Esparanza Spaldings große Musikalität ausgezeichnet bestätigt.

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„Benny Goodman Revisited“ lautet der Titel des neuen Albums von Saxofonist und Klarinettist Paquito D’Rivera. Keine Frage, was die Zuhörer erwartet: Swing at it’s best. D’Rivera konzentriert sich dabei – auch das ist keine Überraschung – komplett auf die Klarinette und vermag den Kompositionen des Swing-Übervaters neue Facetten zu verleihen, was angesichts der endlos vielen Goodman-Interpretationen schwer genug ist. Kompetent unterstützt wird er dabei von der famous aufspielenden WDR-Big Band unter Leitung von Michael Abene sowie von Vibraphonist Christopher Dell.

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Der musikalische Gegenentwurf zum extrovertierten, schweißtreibenden Swing eines Benny Goodman sind die fragilen, sehr intimen Stücke auf „Perfume e Caricias“ des deutsch-französischen Komponisten und Produzenten Meeco. Jazz für Verliebte, Jazz zum Träumen – und auch Jazz zum genauen Hinhören: Wie schon auf seinem überragenden Erstlingswerk „Amargo Mel“ hat Meeco mit Kenny Barron (Piano), Eddie Henderson (Trompete), James Moody (Flöte), Vincent Herring (Altsaxofon) und Buster Williams (Bass) ganz große Namen der Jazzwelt versammelt, um seine Kompostionen einzuspielen. Das Sahnehäubchen obendrauf gewissermaßen ist die brasilianische Vokalistin Eloisia mit ihrem sinnlichen, zärtlichen Gesang.

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Apropos Gesang: „Ein fantastischer junger Sänger“, schwärmt Jazz-Legende Wynton Marsalis von Gregory Porter, der schon als Musical-Sänger für Furore sorgte. Nun hat der New Yorker Künstler mit „Water“ ein wahrhaft fulminantes Debüt veröffentlicht. Porter singt mit unglaublich viel Hingabe und Seele und zeigt eindrucksvoll, dass die Stimme ein spannendes unwiderstehliches Instrument sein kann. Eingebettet ist seine Vokalkunst in großartige FunkBluesGospelJazz-Kompositionen, eigene Werke wie das sensationelle „1960 What?“ ebenso wie Klasiker a la „Skylark“. Jazz vom Feinsten!

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Musikalisch ganz weit vorne ist auch die Blassportgruppe Südwest. Die wohl unkonventionellste Big Band der Republik hat auf ihrem neuen Longplayer „Steil“ zwölf Songs vereint, die auf beachtenswerte Weise zeigen, wie aufregend Blasmusik sein kann: voller Jazz, Funk & Groove. Dazu verwöhnen die zehn Jungs mit intelligenten und teils sehr komischen Texten. Langeweile kommt hier nicht auf!