Jazz Colours – Der Maler Jürgen Born

Hannovers Jazzlandschaft verfügt über einen ausgezeichneten Ruf. Dazu tragen die vielen Spielstätten, allen voran der renommierte Jazz Club ebenso bei wie natürlich die vitale Musikerszene, die so bekannte Namen wie Stephan Abel, Tokunbo Akinro, Béatrice Kahl, Lutz Krajenski, Andy Mokrus und Ulli Orth hervorgebracht hat. Geht es um die Protagonisten der Hannoverschen Jazz-Szene, darf auch der Name Jürgen Born nicht fehlen.

Jürgen Born

Jürgen Born

Jürgen Born ist Künstler. Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt er sich intensiv damit, Musik sichtbar zu machen: Klangfarben auf Leinwand zu bringen, Farbtöne für bestimmte Sounds zu sehen, musikalische Haltungen und Charaktere zu visualisieren und somit Geschichten des Jazz zu erzählen. Jürgen Born ist Tongeber besonderer Art, der nicht nur als Maler einen guten Ruf besitzt, sondern auch über ein profundes Wissen über Jazz, Soul und Blues verfügt.

„Musik hat mich immer angezogen, war immer ein Teil von mir. Musik nimmt Gefühle vorweg, nach denen wir in der Realität suchen“, erzählt Jürgen Born. So ist es nicht verwunderlich, dass er über das Hören von Musik anfing, kleine Zeichnungen zu fertigen, aus denen später Bilder wurden. „Heute male ich nach der Musik der porträtierten Musikerinnen und Musiker den Hintergrund, später setze ich die Dargestellten in die Klangfarben, verbinde sie, je nach Spielart, abstrakt, naturalistisch, expressiv.“

Die Begeisterung für Musik und Kunst gleichermaßen prägte Jürgen Borns Werdegang. „Ich arbeitete ab 1979 im Ausstellungsaufbau in der Kestnergesellschaft, bin dort mit Künstlern in Kontakt gekommen, habe unterschiedliche Arten von Kunst, verschiedene Arbeitsweisen und künstlerische Standpunkte kennen gelernt. So veränderte das Zusammensein mit den Expo­naten der Ausstellungen, meist über einen Zeitraum von zwei Wochen, meine Wahrnehmung und weckte in mir das Bedürfnis, Kunst zu studieren.“ 1981 schließlich nahm Jürgen Born das Kunststudium in Hannover auf. Aber auch der Musik blieb er verbunden. Während des Studiums verdiente er als Discjockey Geld, war u.a. auch Mitbetreiber des damals angesagten Clubs Soxs im Kröpcke Center.

„Das Studium war eine Phase des Suchens. Einen eigenen Stil habe ich da noch nicht entwickelt. Ich hatte ein sehr breites Spektrum, habe einfach gemalt, ohne Dinge großartig zu bewerten und zu hinterfragen“, schildert Jürgen Born und betont: „Wichtig für meinen Werdegang als Künstler war auch die Begegnung mit dem Künstler Norbert Molenda, der mich immer wieder angetrieben hat, in meinem künstlerischen Schaffen weiter zu gehen, Neues auszuprobieren, mutiger zu werden. Ich hatte Respekt vor seinen furchtlosen Auftritten und ließ mich von ihm motivieren. Auf diesem Weg habe ich eine wachsende Beziehung zu Farbe, Form und Fläche aufgebaut, die ich im Studium intensiviert habe. Bis Anfang 1980 hatte ich fast ausschließlich schwarzweiß gezeichnet, Farbe war mir im Umgang eher suspekt und hinderte mich an der Bildfindung, weil sie einen eigenen kompositorischen Raum beanspruchte, für den ich noch nicht reif war.“

Die Anfänge zu seiner heutigen Profession als Jazz-Maler und Musiker-Porträtist reichen zurück bis Anfang der 1990er Jahre. „Ich habe von 1990 bis 1992 Ausstellungen von befreundeteten Künstlern im Club Sub organisiert. Die Aus­stellungen aber haben vielen Partygängern nicht gefallen. Da kam ich auf die Idee, die Leute zu malen, die ich als DJ auf den Plattenteller legte, und diese Bilder dann im Sub zu zeigen. Die Resonanz war riesig und eine große Motivation für mich, das Thema voranzutreiben. Ich wusste, dass es da noch viel zu lernen gab. Besonders die Anatomie war eine Herausforderung, da ich sie während des Studiums vernachlässigt habe.“

Als Vorlage für die Bilder dienten immer schwarzweiß-Aufnahmen, zunächst entnommen aus alten Jazz-Zeitschriften. Heute fertigt Jürgen Born Fotos auf Konzerten auch selbst an. „Es geht um das Spannungsverhältnis zwischen Farbe, Form und Fläche auf der einen und Anatomie auf der anderen Seite. Als Vorlage mussten und müssen es auch heute noch schwarzweiß-Fotos sein, damit ich farblich nicht beeinflusst werde.“

Kennzeichnend für Jürgen Borns Werke ist die große Emotionalität der Motive. Wohl kaum ein Betrachter kann sich der Ausdruckskraft der Bilder entziehen. „Ich habe dabei frühzeitig mit Ölfarben und auch immer mit Spachtel gearbeitet. Besonders die Spachteltechnik erlaubt einen expressiveren, groberen, raueren Ausdruck. Anfangs, in den 90ern, war ich sehr produktiv, habe hunderte von Bildern gemalt. Oft waren das aber eher Studien zum Annähern. Heute sind meine Bilder sehr viel komplexer und dauern entsprechend im Schaffensprozess viel länger. Ich fotografiere heute auch deswegen selbst, weil ich unabhängig sein möchte in der Wahrnehmung von Künstlern“, beschreibt Jürgen Born seinen Findungsprozess und fügt, angesprochen auf seine Eigenwahrnehmung, an: „Ich sehe mich weniger als Künstler, sondern vielmehr als Maler im Sinne eines Handwerkers. Und es ist ein großes Geschenk, dass ich von meinem Handwerk leben kann.“

Jazz-Colours-Kalender-2014

Regelmäßige Ausstellungen und Auftragsarbeiten wie zum Beispiel für das Jazzfest Gronau, das Jazzfest Bad Hersfeld und in diesem Jahr für das Jazzcastle Wolfsburg sprechen für die hohe Reputation, die Jürgen Born in der Kunst- und Musikwelt genießt. In den letzten Jahren hat er zudem viel Zuspruch für seine Jahreskalender bekommen, die unter dem Titel „Jazz Colours“ nun im neunten Jahr erscheinen; Inhalt sind jeweils dreizehn Werke im Format 53 x 42 cm. „Die Idee rührte von meinem damaligen Freund und Agenten Andreas Schrader, der sich später der Initiative des Jazz Clubs anschloss, eine Benefiz-Aktion für die Opfer des Wirbelsturm Katrina zu unterstützen. So entstand 2005 für 2006 der erste Kalender“, erläutert Jürgen Born. Auch für 2014 wird es einen Kalender geben, Erscheinungstermin ist Anfang Oktober. Zu sehen sind u.a. Cassandra Wilson, Caroline Henderson, Freddy Cole, Benny Goodman und Art Pepper. Erhältlich ist der Kalender im Jazz Club Hannover, auch kann er online bestellt werden. Kontakt: info@nulljazzcolours.de

Bei den ungezählten Musikerporträts, die Jürgen Born gemalt hat, drängt sich natürlich die Frage auf, ob denn jemals einer der Porträtierten das Werk auch gekauft hat. „Nein“, sagt Jürgen Born, „wenn es darum geht, Bilder signieren zu lassen, sind Musiker dazu eigentlich immer bereit, ob James Carter, Paul Kuhn oder Al Jarreau. Auch, dass Musiker die Porträts von Kollegen erwerben, kommt vor. So hat etwa Klaus Doldinger ein Bild von Ornette Coleman gekauft und Placido Domingo eines von Chet Baker. Aber mit ‘sich selbst kaufen’ tun sich alle schwer, was auch immer der Grund dafür sein mag. Einzig der Trompeter Christian Scott war ernsthaft interessiert – kam aber zu spät. Das Bild war schon verkauft.“

www.jazzcolours.de