3. Liepe & Co. Festival

Vom 14. bis 16. Juni findet die dritte Auflage des Liepe & Co. Festivals statt. Gegründet wurde dieses Festival von den renommierten Klassikmusikern Nils Liepe (Piano) und Niklas Liepe (Geige). Mit den Stahlhallen 2 der Firma Nettlenbusch & Syrowy am Südbahnhof verfügt das Event über eine ungewöhnliche wie spannende Spielstätte: Musikgenuss in industrieller Atmosphäre zwischen gewaltigen Kränen und Schwerlastregalen die mit Stahlträgern, Stahlstangen und Rohren bestückt sind. Teil des Festivals ist auch eine Jazz-Night, die die Pianistin Anke Helfrich präsentiert.


Niklas Liepe (Foto: Kaupo Kikkas)

Im Gespräch mit Jazz over Hannover gibt Niklas Liepe Auskunft über das Festival.

Niklas, wie seid ihr auf die Idee zu diesem ungewöhnlichen Festival gekommen? Hat euch womöglich der ungewöhnliche Ort dazu inspiriert?

Niklas Liepe: Unsere Grundidee war, der Stadt, in der wir unsere musikalischen Wurzeln und der wir einen Großteil unserer musikalischen Ausbildung zu verdanken haben, etwas zurückzugeben. Dabei wollten wir allerdings für Hannover etwas Besonderes und Neues entwickeln, sowohl in programmatischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Location, die die Musik neu erlebbar werden lassen sollte. Die Stahlhallen der Firma Nettlenbusch & Syrowy sind dabei ein Glücksfall, da wir die Musikerlebnisse dort zwischen Stahlkränen und Stahlregalen ganz speziell auch mit Lichteffekten inszenieren können. Hinzu kommt, dass die Stars der Musik- und Kulturszene gern bei uns zu Gast sind, da auch die Akustik in der großen Stahlhalle hervorragend ist. Und mit Holger Wemhoff haben wir nun einen Klassikexperten als Moderator gewinnen können, der einzigartige Fähigkeiten besitzt, anspruchsvolle Musik einem breiten Publikum zu vermitteln.

Der Erfolg des Festivals liegt sicherlich zum einen besonders darin begründet, dass einige glückliche Umstände zusammengetroffen sind, zum anderen aber auch in dem Programm mit einem Eröffnungskonzert mit einem Klassik-Star, einem Kinderkonzert, einem „Literaturkonzert“, einem Jazz -Event und einem Galakonzert als Abschluss mit einer Welturaufführung und zusammen mit Klassik Radio Chef-Moderator Holger Wemhoff. Und dass die Festivalmacher auch selbst als konzertierende Künstler auf der Bühne stehen und im Rahmen des Festivals konzertieren verleiht dem Festival wohl ebenso eine besondere „Note“.

Wie schwer oder leicht war es, Nettlenbusch & Syrowy von eurer Idee zu überzeugen?

Niklas Liepe: Der Firmeninhaber, Manfred Syrowy, war eigentlich von Anfang an von der Idee begeistert, seine Stahlhallen zu einer Musikfestival-Location umzugestalten.  Aber vielleicht liegt auch genau darin der Reiz für ihn und seine Firma, denn bekanntlich ziehen sich Gegensätze ja an. Wir sind sehr dankbar, uns auf ihn und ein Team an ehrenamtlichen Mitarbeitern stützen zu können, die sich ebenso wie wir für dieses außergewöhnliche Musikerlebnis begeistern lassen und voll mitziehen.

Gibt es besondere Auflagen behördlicherseites für diesen Veranstaltungsort?

Niklas Liepe: Ja, die behördlichen Auflagen und formalen Voraussetzungen für die Durchführung des Festivals sind naturgemäß erheblich. Das ist jedoch immer der Fall, wenn man Räumlichkeiten, die grundsätzlich anderweitig genutzt werden, zu einer Konzert-Location umfunktionieren möchte. Mittlerweile haben wir bei der Stadt Hannover Ansprechpartner, die uns gut beraten, so dass der Umfang an Formalitäten zu bewältigen ist. 

Dieses Jahr findet die dritte Auflage des Festivals statt. Welche Erfahrungen aus den Vorjahren fließen 2019 mit ein?

Niklas Liepe: Das programmatische Grundgerüst ist eigentlich mit kleinen Weiterentwicklungen geblieben, ebenso die Gestaltung der Location. Gelernt haben wir, welche Programmangebote beim Publikum besonders gut ankommen und entsprechend darauf reagiert. Definitiv neu ist die Mitwirkung von Klassik Radio – Chefmoderator Holger Wemhoff, einer Ikone im Bereich der Musikvermittlung. Wir hoffen durch seine Popularität noch mehr Besucher zu ziehen, die eigentlich nicht in „klassische“ Konzerte gehen.


Anke Helfrich (Foto: Wibke Helfrich)

Das Festival bietet neben exquisitien klassischen Acts auch eine Jazz-Night. Sicherlich mehr als nur eine Erweiterung der Zielgruppe. Wo haben Klassik und Jazz eurer Meinung nach Berührungspunkte?

Niklas Liepe: Die strikte Trennung von sog. E- und U-Musik ist glücklicherweise vorbei. Gute professionelle Musiker sind so neugierig, dass sie sich mit jeglicher Stilrichtung der Musik auf hohem Niveau auseinandersetzen. Hinzu kommt, dass unsere heutige zeitgenössische Musik immer aus vielen stilistischen Elementen besteht, nicht nur aus Klassik-, Folklore-  und Jazz-Elementen. Für uns gibt es zwischen Klassik und Jazz nicht nur Berührungspunkte, für uns als Musiker ist das Ganze eine Einheit: wir lieben es, klassischen Jazz und jazzige Klassik in unseren Konzerten zu spielen. Gleichwohl findet jeder Musikkünstler seinen Schwerpunkt, wo er sich als Künstler besonders wohl fühlt. Wir haben dieses Jahr die Jazz Echo – Preisträgerin Anke Helfrich, eine der profiliertesten Jazz Pianistinnen in Europa, zu Gast. Dabei ist interessant, dass Anke zunächst einmal „ganz normal“ eine klassische Klavierausbildung erhalten hatte (die ihr allerdings nicht so viel Freude gemacht hat), bevor sie ihre Leidenschaft für das Jazz-Piano entdeckt hatte.

Wie beurteilst Du die Klassik/Jazz-Szene in Hannover insgesamt?

Niklas Liepe: Die hannoversche Jazz-Szene hat eine lange Tradition und viele hervorragende Musiker sind aus ihr hervorgegangen. Ebenso verhält es sich mit der Klassik Szene, die Liste der hannoverschen Musiker, die national und international erfolgreich sind, ist erstaunlich. 

Ausblick in die Zukunft: Dürft ihr auf Sponsorentreue hoffen? Ohne diese Geldgeber wird ein solches Festival sicherlich nicht durchführbar sein …

Niklas Liepe: Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der absolut zutrifft und der uns immer wieder sehr viel Kraft und Mühe kostet: wir würden uns über weitere Förderer wirklich sehr freuen, mit denen wir auch persönlich Kontakt aufnehmen würden. Unter info@nullliepeundco.de ist eine Kontaktaufnahme zu uns am besten möglich. Das gesamte Festivalmanagement basiert auf ehrenamtlicher Tätigkeit. Hier könnten wir weitere Unterstützung gut gebrauchen, besonders auch um die Eintrittspreise für alle erschwinglich entsprechend niedrig halten zu können.

Wie oft hat sich die Stadt Hannover schon bei euch bedankt, dass ihr mit eurem Engagemnet der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt buchstäblich gewichtige (Stahlhallen) Argumente gebt?

Niklas Liepe: Die Stadt Hannover ist seit 3 Jahren Förderer unseres Festivals, wofür wir sehr dankbar sind. Die Anerkennung und Wertschätzung seitens der Stadt Hannover ist also nach unserer Wahrnehmung gegeben. Wenn wir einen kleinen Beitrag dazu leisten können, die Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt zu unterstützen, freut uns das um so mehr. 

Ausführliches Programm und weitere Informationen unter
www.liepeundco.de