Das Kleine Grusel

Irgendwas ist doch hier seltsam, ulkig, komisch, merkwürdig, schaurig. Ich spüre, es verheißt nichts Gutes. In die scheinbare Harmonie mischt sich ein bittersüßer Wurm.
Der Ohrwurm? Das Programm umfasst Stücke von Tom Waits, Kurt Weill, Hanns Eisler, Filmmusiktitel aus alten Horrorfilmen von Hitchcock und Polanski, ein rumänisches Volkslied und Eigenkompositionen. Das Quartett macht sich die Stücke zu eigen und geleitet sie mittels der Improvisation in ganz neue Gefilde. 2018 ist das Debut-Album als Schallplatte bei Hasenrecords Halle erschienen. Das Kleine Grusel empört sich über die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens, schreit sich beim Bächlein aus Tränen die Eifersucht aus der Seele und bettelt dennoch um Gnade für den untreuen Geliebten; lässt die Toten eine schauerliche Polka auf den Gräbern tanzen; haucht als zarte Rosemary ihrem Teufelchen ein Wiegenlied und erliegt dem Schwindel der Höhenangst. Messerschneidig wagt sich Das Kleine Grusel von Tom Waits über Tschaikowski hin zu einer düs- teren Eigenkomposition. Es entsteht ein geheuerliches (sic!) Klangpanorama von lieblicher Süß- holzmelodie bis zur haarsträubenden Geräuschgrätsche; von wonnewohliger Honigmilch bis stotterndem Hackfleisch. Gerade in den Gegensätzen liegt die Spielfreude und die Kraft dieser Combo und dieses liebevoll ausgewählten Programms.
Conni Trieder – Flöten, Stimme; Yannis Anft – Klavier; Conrad Noll – Kontrabass; Dominik Mahnig – Schlagzeug