Ein Jubiläum zu feiern ist manchmal gar nicht so leicht. Diese Erfahrung musste auch der Studienbereich JazzRockPop an der hiesigen Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) machen. Im Jahr 1985 eingerichtet, hätte man das 25-jährige Jubiläum rein rechnerisch schon 2010 feiern müssen. Da aber erst 1986 die komplette Studienordnung in Kraft gesetzt wurde und auch erst in jenem Jahr Studiengangsleiter Herbert Hellhund seine Professur antrat, wurde beschlossen, die Feierlichkeiten auf 2011 zu schieben.
„Wir Jazzer sind da ganz ‘laid back’, nicht so puristisch. Durch die Verlegung auf 2011 hatten wir außerdem genügend Zeit, um ein hochwertiges Jubiläumsprogramm auf die Beine zu stellen“, erzählt uns ein entspannter Herbert Hellhund im Interview. „Vom 4. bis 6. November werden wir Hannover zeigen, was unser Studiengang drauf hat.“ Der Fokus des Jubiläumsprogramms „twenty5“ liegt auf studentischen Konzerten, einem Tag der Offenen Tür, Symposien zum Thema Jazzeducation und einem Alumni-Treffen der Ehemaligen.
Und die gibt es nach 25 Jahren Studienbereich JazzRockPop reichlich. An der HMTMH erlernte nicht nur die halbe Bigband von Roger Cicero (u.a. Hervé Jeanne und Lutz Krajenski) ihr musikalisches Handwerk, sondern auch Ulli Orth, Elmar Brass, Christoph Münch, Rolf Zielke, Bernd Homann, Anselm Simon, Marius Vernescu, Emil Bizga, Hanna Jursch und Tokunbo Akinro. Diese Liste lokaler, national und international erfolgreicher Künstler ließe sich noch verlängern, zeigt aber schon anhand dieses Ausschnitts, wie hoch die Qualität der Jazz-Ausbildung an der HMTMH heute ist. Das hat sich herumgesprochen. Für das neue Semester gab es 340 Bewerbungen für 30 Studienplätze.
Die Idee, Jazz, Rock und Pop als ganzheitliches Angebot in Hannover anzubieten, hatten zu Beginn der 1980er Jahre Klaus-Ernst Behne (später Präsident der HMTMH), Karl-Jürgen Kemmelmeyer (heute Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats) und Christoph Hempel (langjähriger Vorsitzender des Landesgemeinschaft Jazz). So etwas hatte es bis dato nirgendwo sonst gegeben. „Die Anfänge waren mit 28 Studierenden, sieben Dozenten und einem Arbeitsraum äußerst bescheiden. Heute verteilen sich rund 120 Studierende auf den Bachelorstudiengang JazzRockPop, den Bachelor Popular Music und die Studienrichtung JazzRockPop im Fächerübergreifenden Bachelor“, bilanziert Herbert Hellhund. „Mit der quasi Vervierfachung des Studienbereichs in den letzten 25 Jahren hat die Zahl der Planstellen für Dozenten aber leider nicht mitgehalten. Hier haben wir noch deutlich Luft nach oben.“
Für den Leiter des Studienbereichs gibt es drei Meilensteine in der bisherigen Entwicklung: die Einrichtung von JazzRockPop als eigenständigem Studiengang, die Aufnahme von JazzRockPop als Schwerpunkt in den Musik-Unterricht an Schulen und die Einrichtung des Studiengangs Popular Music zum Wintersemester 2008. „Wir sind zwar mit 10 % Anteil an allen Musikstudierenden an der HMTMH ein eher kleiner Studienbereich, die 25 Jahre Ausbildung sind aber bisher eine tolle Erfolgsgeschichte. Für Hannovers Jazz-Szene können wir ohne Übertreibung sagen, dass es ihre Vielfalt und Qualität ohne unsere Absolventen so nicht geben würde. Darauf sind wir nach 25 Jahren auch ein bisschen stolz.“
Wer sich selbst von der Qualität des Studienbereichs überzeugen möchte, sollte das Jubiläumsprogramm „twenty25“ im Jazz Club (4.11.) und an der HMTMH (5./6.11.) nicht verpassen.